Erst 1973 änderte der EKRC die Satzung – Sommerfest zum Jahrestag
Kiel. Eine Mitgliedschaft im Ersten Kieler Ruder-Club von 1862 e. V. (EKRC) war mehr als 110 Jahre Männern vorbehalten. Auf Initiative von Heiner Ketelsen, der heute Ehrenvorsitzender des Ruderverbands Schleswig-Holstein ist, gab es 1973 eine Satzungsänderung, die den Verein für Frauen öffnete. Das Jubiläum „40 Jahre Frauenrudern“ feierte der EKRC am Sonnabend mit einem Sommerfest.
Die Abstimmung darüber, ob Ruderinnen aufgenommen werden sollten, war damals knapp ausgefallen: Eine Stimme brachte die Entscheidung und machte den Weg in den Verein frei. Der EKRC, dem Leistungssportler ebenso willkommen sind wie Breitensportler, ist heute rund 400 Mitglieder stark, ein Drittel von ihnen sind Frauen. Wie Vorsitzender Bernd Klose berichtet, sind „inzwischen die Frauen mit den erruderten Siegen und erworbenen Titeln (Weltmeister, Deutsche Meister, Junioren-Weltmeister) erfolgreicher als die Männer“. So holte beispielsweise Uta Kutz (47), die heute auch mehrfache Deutsche Meisterin ist, 1983 als erste Ruderin des Clubs den Titel bei der Deutschen Jugendmeisterschaft. Bettina Gau wurde 1993 Junioren-Weltmeisterin im Achter. Zwei Jahre später gewann Gaby Schulz bei der Weltmeisterschaft eine Bronzemedaille. Studenten-Europameisterin im Leichtgewicht-Einer wurde Claudia Mack 2010. Im Jahr darauf sicherte sich Rona Schulz im Doppelvierer ohne Steuerfrau den Titel Junioren-Weltmeisterin.
An die Anlaufphase in Sachen Frauenrudern denkt Dorit von Weydenberg (52) inzwischen mit einem Schmunzeln auf dem Gesicht zurück. Die Ruderin hat Zeiten erlebt, in denen Frauen Durchhaltevermögen an den Tag legen mussten. „Am Anfang war der Club auf Männer ausgelegt, wir bekamen zunächst eine Reihe in der Männerumkleide, aber extra Duschen gab es für uns nicht“, erzählte sie am Rande des Festes am Clubhaus im Düsternbrooker Weg. Sie könne sich außerdem an eine Jahressiegerehrung erinnern, an der die Frauen trotz ihrer Siege nicht hatten teilnehmen dürfen, so Dorit von Weydenberg weiter. Trainer Karl-Heinrich Brandt bestätigte das Prozedere. „Die Siegerinnen werden durch ihre Trainer vertreten, hieß es 1977, aber die Frauen haben den Pokal nicht angenommen“, berichtete er. Heute müssen Frauen keine Repressalien mehr hinnehmen, sind ihren männlichen Kollegen längst gleichgestellt. Und wie bei den Ruderern dreht sich bei den Ruderinnen nicht immer alles um Leistung. „Ich bin Breitensportlerin, bin Feuer und Flamme für das Rudern, weil es der Seele guttut“, resümierte Andrea Suhr (51). „Es ist Naturerlebnis und Sport, man kann sogar im Winter rudern“, fasste Helga Puschendorff (69) ihre Begeisterung für das Rudern in Worte. ih
Quelle: Kieler Nachrichten, 26. August 2013