Kraft Schepke aus dem Deutschland-Achter von 1960 traf damaligen US-Kapitän Peter Bos wieder
Kiel. In Rom kämpften Kraft Schepke und Peter Bos gegeneinander um die Goldmedaille. Der Kieler Student Schepke in der Crew des legendären Deutschland-Achters hatte den Bug vorne und bezwang die favorisierten US-Amerikaner. Deren Kapitän war Peter Bos. 53 Jahre später trafen sich beide in Kiel. Gerudert wurde dabei auch.
Kraft Schepke und seine Frau Jutta warteten ungeduldig in der Gangway. Gerade hatte die Fähre aus Oslo festgemacht, und die ersten Passagiere strömten von Bord. Unter ihnen müsste Peter Bos sein, den Kraft Schepke vor 53 Jahren das letzte Mal bei den Olympischen Spielen 1960 in Rom gesehen hatte. Wie der Amerikaner heute aussieht, wusste Schepke nicht. Beide sind sich nach den Spielen nie wieder begegnet. Als er aber einen Mann entdeckt, der einen Kopf größer ist und aus der Menge herausragt, verfliegen alle Zweifel: Dieser Riese kann nur ein Ruderer sein. Schepke liegt richtig. Der Hühne ist Peter Bos. Die beide Männer fallen sich spontan um den Hals.
„Das Ganze ist eine fantastische Geschichte“, freut sich Kraft Schepke. Nie hätte er damit gerechnet, noch einmal einen der Ruderer aus dem US-Achter zu treffen. Der 79Jährige, der vor zehn Jahren an die Kieler Förde zurückgekehrt ist und heute in Laboe lebt, erhielt vor kurzem überraschend eine E-Mail aus den USA. Darin fragte ein Peter Bos aus Boston, ob er, Kraft Schepke, derjenige sei, der 1960 die Nummer fünf im deutschen Goldachter war. Wenn ja, würde er ihm gerne sein Trikot als Geschenk schicken. Die beiden „Fünfen“ hatten ihre Trikots nach dem Rom-Rennen getauscht.
Schepke freute sich riesig und antwortete sofort. Eine Woche später erhielt er sein Originaltrikot zurück. Er blieb mit Bos in Kontakt, und so erfuhr der Laboer, dass Bos familiäre Wurzeln in Holland und die seiner Frau Sissel in Norwegen liegen. Ihren 70. Geburtstag wollten die beiden in Oslo feiern und anschließend weiter zur Tulpenblüte nach Holland. „Der kürzeste Weg führt über Kiel“, schrieb Schepke und lud die beiden ein. Peter und Sissel machten nun tatsächlich in Kiel Zwischenstation. Die Freude auf beiden Seiten war riesig. Ein wenig „wurmt“ es Peter noch heute, dass nicht sein Boot gewonnen hat, sondern auf Platz fünf landete. Doch letztlich, so erzählt der 74-Jährige, ist nicht die Platzierung das Wichtigste. Olympia und Rudern spannen ein starkes Band, das vereint. Die Reise nach Kiel sei für ihn und seine Frau ein ganz besonderes Erlebnis. vr
Quelle: Kieler Nachrichten, 26. April 2013